Sucht überwinden mit Releasing

Warum werden Menschen süchtig? Und wie kann Releasing helfen, die Sucht zu überwinden?

 

Warum werden Menschen süchtig?

 Wenn Menschen süchtig werden, so kann das nicht nur ihr eigenes, sondern auch das Leben ihrer Familien nachhaltig beeinträchtigen. Als Sucht bezeichnen wir die Abhängigkeit von einer Substanz oder einem Verhalten. Ganz egal, ob es sich um eine Substanz wie z.B. Alkohol, oder ein Verhalten, wie z.B. Kaufen handelt, geht es dem Konsumenten, ob nun bewusst oder unbewusst darum, negativ erlebte emotionale Zustände, wie z.B. Langeweile, Frustration, oder Überforderung auszuschalten, bzw. einen angenehmen emotionalen Zustand hervorzurufen. Je öfter Substanzen bzw. Verhaltensweisen benutzt werden, um Emotionen zu verändern, umso stärker wird die so genannte Reiz-Reaktions-Verknüpfung.

 Viele Menschen nehmen gefühlsverändernde Substanzen zu sich, bzw. üben entsprechende Aktivitäten aus, ohne süchtig zu werden. Es spricht einiges dafür, dass eine ererbte Disposition einen wesentlichen Anteil bei Entstehen einer Sucht hat. Die Hauptursache jedoch scheint in der psychosozialen Entwicklung zu liegen. Hervorzuheben sei hier besonders die Familiengeschichte. Menschen, die bereits in ihrer Kindheit bei den Eltern beobachten konnten, dass unangenehme Gefühle einfach weggemacht werden, sind für eine Sucht sicher eher prädestiniert, als Menschen, denen ein adäquates Problemlöseverhalten vermittelt wurde. Auf jeden Fall führt eine familiäre Häufung von Suchtproblemen zu einer Grunddisposition, die aber keineswegs als Zwangsläufigkeit verstanden werden darf. So sind diverse Fälle bekannt, wo sich z.B. der Alkoholkonsum der Eltern abschreckend ausgewirkt hat und betroffene Kinder als Erwachsene einen Riesenbogen um Suchtmittel jeder Art machen.

 Gut zu wissen

 So unterschiedlich Süchte auch sein können, sicher wird sich ein Raucher nur ungern mit einem Heroinabhängigen in einen Topf werfen lassen, zeichnet sich doch dasselbe Grundmuster ab: Sucht verändert das körpereigene Belohnungssystem. Der Suchtforscher Falk Kiefer sagt, dass Sucht regelrecht erlernt wird. Dennoch ist jeder Mensch einzigartig und auch sein Weg in die Abhängigkeit ist individuell. Neben einer individuellen Vulnerabilität, hängt es aber auch von den Gelegenheiten, den gesellschaftlichen Umständen und dem individuellen Umgang mit Stress ab, ob ein Mensch (und nicht nur der Mensch) zu Drogen greift. Ratten, die allein in einem Käfig gehalten werden und die Wahl zwischen Leitungswasser und einer verdünnten Morphinlösung haben, konsumieren bis zu 20-mal mehr Morphin als Artgenossen, die in Gesellschaft leben, Spielgeräte und viel Auslauf haben.

 Die Entscheidung ist entscheidend. Nur wenn eine Droge freiwillig konsumiert wird, wird eine positive Rückkoppelung im Gehirn in Gang gesetzt, die zu weiteren Einnahmen animiert. Gut zu beobachten ist das, laut einer Studie, bei Schmerzpatienten. Jene, die sich mit einer Dosiermaschine selbst Morphin verabreichten, wurden häufiger süchtig als jene, denen der Arzt das Mittel gab.

 Dieses Phänomen hängt unmittelbar mit dem Belohnungszentrum im Mittelhirn zusammen, wie Forscher bereits 1954 im Tierexperiment nachwiesen, als sie Laborratten Elektroden ins Hirn implantierten, so dass diese über einen Hebel selbst ihr Belohnungszentrum stimulieren konnten. Bis zur völligen Erschöpfung betätigten die Ratten den Hebel.

 Das Belohnungszentrum fungiert als eine zentrale Schaltstelle im Gehirn, um Erlebnisse zu beurteilen.  Alle Erfahrungen, die das Belohnungszentrum stimulieren, werden als positiv bewertet und im Gedächtnis abgespeichert. Was mit Elektroden funktioniert, funktioniert auch mit Drogen, es entsteht ein Lerneffekt: Schokolade tröstet, Rauchen entspannt, guter Sex löst Glücksgefühle aus, Kokain macht omnipotent usw. So, wie wir negative Erfahrungen zukünftig gern vermeiden wollen, wollen wir positive wiederholen.

 Nicht jeder Suchtstoff wirkt sich gleich auf das Belohnungszentrum aus. Fatal: Kokain belohnt das Gehirn 20-mal stärker als eine positive Begegnung. Ebenfalls fatal ist, dass Suchtstoffe bei regelmäßiger Anwendung das Gehirn verändern. Das gilt besonders für den Neurotransmitter Dopamin, dessen körpereigene Produktion, als Reaktion auf die dauernde Dopaminüberflutung des Gehirns, gedrosselt wird. Normale Schlüsselreize, wie z.B. eine schöne Begegnung, lösen jetzt keinen Kick mehr aus. Der Kick wird sich vermehrt über die Droge geholt. Gleichzeitig werden diejenigen neuronalen Transportbahnen, die mit der Droge zusammenhängen, verstärkt, ihre dopaminempfindlichen Schaltstellen erhöhen sich. Das Belohnungszentrum stumpft regelrecht ab, der Süchtige zieht seine Befriedigung nur noch aus der Droge. Wird die Droge jetzt abgesetzt, reagiert der Süchtige mit dem so genannten Craving.

 Ist es einmal soweit, spielen die einstmaligen Umstände, die zu der Sucht geführt haben, nur noch eine untergeordnete Rolle, die Sucht erhält sich zu diesem Zeitpunkt schon selbst aufrecht.

 Behandlung

 Welche Konsequenzen hat das für die Behandlung? Wie sinnvoll ist es, die psychosozialen Faktoren zu explorieren, wenn sie gar nicht mehr relevant sind? Wenn die Droge Denken und Fühlen bereits verändert hat? Im Belohnungszentrum sind nicht nur die Wirkungen des Suchtstoffs gespeichert, sondern auch sämtliche Begleitumstände, die damit zusammenhängen. Das konnte in einem Experiment mit Ratten nachgewiesen werden.

Für den Menschen gilt selbiges, so kann schon ein Treffen mit den alten Raucherfreunden, oder das Hören von bestimmter, an einen Drogenkonsum gekoppelter Musik, oder aber der Anblick der Stammkneipe als Auslösereiz fungieren. Daher ist es so wichtig, dass die Betroffenen lernen, ihre Lebensumstände zu verändern.

Hat ein Mensch erst einmal auf eigene Initiative hin, den Weg zum Therapeuten gefunden, so hat er nicht nur bereits erkannt, dass es Zeit ist, die Sucht hinter sich zu lassen, sondern auch dass er eine Chance hat, die Sucht zu überwinden. Dieser Mensch möchte sein Leben gern verbessern, er ist also motiviert, womit schon mal eine wichtige Vorraussetzung für den therapeutischen Erfolg gegeben ist.

Dennoch muss damit gerechnet werden, dass die betroffene Person das Gefühl hat, dass ihr etwas fehlen wird, wenn sie ihre Sucht aufgibt, sie sich vielleicht sogar von dem Gedanken bedroht fühlt. Es ist daher unerlässlich bereits im Vorgespräch zu erheben, was denn, nach Meinung des Klienten, das Gute z.B. am Rauchen ist, also welche Funktion die Sucht erfüllt. Wichtig in diesem Zusammenhang ist die Akzeptanz dieser Gefühle, besonders, wenn ein Betroffener glaubt, die Sucht sei zu einem Teil seiner Persönlichkeit geworden.

Viele Menschen haben Probleme mit der Aussage „ich akzeptiere mich“. Die meisten Menschen räumen allerdings ein, dass sie sich dafür öffnen könnten. Selbstakzeptanz und ein gesundes Selbstvertrauen sind bedeutende Aspekte beim Überwinden von Sucht. Diese Bereiche gilt es zu entwickeln und zu stärken.

 Hierzu leistet die therapeutische Arbeit mit Releasing, einen effizienten Beitrag. Einerseits befähigt uns die Releasingarbeit dazu, überholte, krankmachende Gedanken- und Verhaltensmuster loszulassen, so dass Raum für etwas Neues, Heiles geschaffen werden kann, andererseits hilft uns diese auch so genannte Loslassarbeit dabei, wieder einen Zugang zu unseren Ressourcen zu finden, ja möglicherweise Fähigkeiten in uns zu entdecken, von denen wir bislang nicht einmal etwas geahnt haben. Fähigkeiten, die uns dabei helfen können, unserem Leben eine neue, eine positive Richtung zu geben.

Ein Mensch, der seine alten Muster von Abhängigkeit hinter sich lassen möchte, darf nie das Gefühl haben, ihm werde etwas weggenommen, ohne dafür etwas Anderes, etwas Besseres zu bekommen. Was dieses Bessere genau ist, wird gemeinsam mit dem Klienten, sowohl auf der bewussten, wie auch auf der unbewussten Ebene erarbeitet und in positive Zielformulierungen und Bilder übertragen.

Wie wir wissen, muss das Gehirn erst mal lernen ohne das Suchtmittel auszukommen. Diese Zeit der biologischen Normalisierung kann als sehr hart erlebt werden. Releasing bietet hierbei eine wertvolle Unterstützung. Bereits im Vorgespräch sollte der Klient darüber aufgeklärt werden, dass mittels Releasing nicht einfach ein Schalter im Gehirn umgelegt wird und alles ist vergessen, sondern dass es sich um einen Prozess des Umlernens handelt, etwas Erlerntes wird wieder verlernt. Diesen Prozess einzuleiten und zu begleiten ist das, was Releasing leisten kann.

Kennzeichnend für Rückfälle in eine Sucht ist, dass alle guten Argumente abstinent zu bleiben nur noch verschwommen vorhanden sind, oder gar ganz ausgeblendet sind. Ich rate meinen Klienten sich für den Anfang einen Zettel mit ihren ganz persönlichen Gründen, die Sucht hinter sich zu lassen, in die Hosentasche zu stecken. Sollte die Motivation dann doch mal bröckeln, erinnert diese Liste daran, warum es eine so gute Idee war mit z.B. dem Rauchen aufzuhören.

„Es ist überhaupt nicht schwer sich das Rauchen abzugewöhnen. Ich selbst habe es mir schon hundert Mal abgewöhnt.“

                                                            -Mark Twain-

Sehr hilfreich für eine langfristige Stabilisierung einer Abstinenz kann es auch sein, noch andere positive Entscheidungen für sich zu treffen. Einer meiner Klienten hat seine gesamte Garderobe modernisiert und seine Frisur verändert. Nach seiner eigenen Aussage passen zu einem so smarten Kerl doch keine Zigaretten.

 Prävention

Junge Menschen, die gelernt haben eigene Entscheidungen, unabhängig von einer meinungsbildenden Gruppe zu treffen, sind weniger anfällig für Sucht. Viele Eltern haben das Gefühl, dass ihnen ihre Kinder ab einem bestimmten Zeitpunkt der Pubertät entgleiten, eine Entfremdung findet statt. Sicherlich ist es für junge Menschen wichtig, sich von den Eltern abzugrenzen, dass Vertrauensverhältnis bleibt dabei aber idealerweise erhalten. Gerade in dieser schwierigen Zeit, müssen Kinder die Gewissheit haben, dass ihre Eltern zu ihnen stehen, auch wenn sie in Schwierigkeiten geraten sind.

Starke Eltern helfen starken Kindern auf den Weg. Erklärtes Ziel der Releasingarbeit ist es, Menschen wieder zu mehr Klarheit im Leben zu verhelfen, so dass gute Entscheidungen getroffen werden können und Eltern wie Kinder ganz in ihre Kraft kommen können.